Kinder mit Behinderung – Alles rund um die Gründe für ein Toilettentraining
Aktualisiert: 28. Apr.
Kinder mit Behinderung und Toilettentraining. Geht das überhaupt? Kann man das schaffen? Oder ist ein Kind mit Behinderung, das selbstständig zur Toilette geht ein “Luxus”, den man nicht als Priorität in der Entwicklung bzw. Förderung anstreben sollte?

Toilettentraining: die scheinbar unüberwindbare Hürde
Für viele Eltern stellt das Toilettentraining ihres behinderten Kindes eine große Hürde dar, die mit unheimlich vielen Ängsten & Zweifeln verbunden ist. Auf den ersten Blick (und ehrlich gesagt auch auf den zweiten) kann ich das gut nachvollziehen. Es erscheint aufwendiger und stressiger “Pipi und Kacka” aufzuwischen als Brei oder Gemüsereste. Es stellt sich die Frage, ob ein Kind mit eingeschränkter Körperwahrnehmung überhaupt in der Lage sein kann, das Gefühl zu erkennen wann es zur Toilette muss. Genauso wie es schwer fällt sich vorzustellen wie ein körperlich-motorisch behindertes Kind sich ohne Unterstützung auf die Toilette setzen soll. Auch, wie ein non-verbales Kind das Bedürfnis Pipi zu müssen kommunizieren wird, ist eine häufige Frage. Und ja, all diese Fragen sind berechtigt. Aber sind es wirklich unlösbare Probleme oder eben doch “nur” Hürden, die man bewältigen kann?
Bindung stärken durch das Toilettentraining
Abgesehen von den verhältnismäßig rationalen Gründen, wie weniger Pflegeaufwamd, mehr Selbstständigkeit und Selbsiwrksamkeit, gibt es natürlich auch immer die individuellen Aspekte, die ein Toilettentraining bei Kindern mit Behinderung unterstützen bzw. ganz klar begründen. Ich hatte vor einigen Monaten beispielsweise eine Familie in der Beratung, deren Beziehung zu ihrem schwerst-mehrfach behinderten Kind maßgeblich (negativ) beeinflusst war, dadurch dass die Mutter das Kind im Alter von 7 Jahren noch wickeln musste. Und nein, sie hatte nicht grundsätzliche Probleme damit Windeln zu wechseln o. Ä., sondern die Tatsache, dass ihre Tochter in dem Alter noch Windeln benötigte und von jemandem abhängig war, der diese wechselte, führte der Mutter täglich die Behinderung ihres Kindes “deutlich vor Augen”. Neben vielen Gesprächen zum Thema “Idealvorstellung” uvm, war das Trockenwerden nicht nur etwas, dass die Mutter und ihre Tochter als Team zusammengeschweißt hat, sondern hat auch viele Zukunftssorgen der Mutter verblassen lassen.
Die Auswirkungen des Toilettentrainings auf den Alltag
Die Durchführung eines Toilettentrainings bedeutet, dass Eltern ihrem Kind mit Behinderung nicht nur mehr Selbstständigkeit wünschen, sondern ihm auch etwas zutrauen. Sie trauen ihrem Kind zu, alleine in die Toilette auszuscheiden unabhängig davon wie beeinträchtigt ihr Kind ist. Für viele Familien stellt die Erkenntnis und das Trockenwerden nicht nur Selbstständigkeit dar, sondern entlastet auch die Beziehung zueinander. Kinder erfahren sich als unabhängig und dass es Bereiche gibt in ihrem Leben, über die sie trotz Behinderung die Kontrolle behalten. Und Eltern werden hinsichtlich der pflegerischen Tätigkeiten entlastet und haben ihrem Kind einen großen Raum geschaffen für Selbstwirksamkeit und Freiheit.
Gibt es Besonderheiten auf dem Weg des Trockenwerdens bei Kindern mit Behinderung?
Ich will gar nicht behaupten, dass das Toilettentraining eines Kindes mit Behinderung easypeasy ist. Aber bei einem Kind ohne Behinderung stellen wir uns auch nicht die Frage, ob die Windelentwöhnung den Aufwand der ersten Zeit wert ist. Wir setzen es als Selbstverständlichkeit voraus, dass ein Kind ab einem gewissen Zeitpunkt in seinem Leben keine Windeln mehr trägt. Und meiner Meinung nach sollten wir dies bei Kindern mit Behinderung auch tun. Natürlich gibt es Behinderungen, die ein Toilettentraining erheblich erschweren oder gar unmöglich machen, wie z. B. Obstipation (Verstopfung), Diarrhö (Durchfall) oder Inkontinenz. Aber ich finde dennoch, dass die grundsätzliche Ausgangslage darin bestehen sollte, dass Eltern oder/und andere Bezugspersonen sich mit dem Toilettentraining auseinandersetzen und dieses vor allem unbedingt als Möglichkeit ansehen.
Sollte man nicht einfach darauf warten, dass das Kind von sich aus keine Windeln mehr möchte?
Es gibt viele Eltern, die berichten, dass ihr Kind zu einem gewissen Zeitpunkt selbst entschieden hat in die Toilette auszuscheiden. Bei Kindern mit Behinderung fallen die Zeichen, dass die Windel nicht mehr gewünscht ist jedoch häufig für uns unersichtlich aus. Oder aber die Angst bzw. Ablehnung gegenüber Veränderungen, wie sie z. B. häufig bei Kindern mit Autismus-Spektrum-Störungen vorzufinden ist, hindert das Kind daran von sich aus die Windel gegen die Toilette einzutauschen. Man kann also bei manchen Kindern sehr lange darauf warten “dass sie die Windel von sich aus nicht mehr wollen”.
Alles rund um das Thema findest du in einem extra Blogbeitrag!

Warum kann eine Begleitung durch das Toilettentraining sinnvoll sein?
In zahlreichen Fällen ist es ratsam, dass Eltern das Toilettentraining nicht ohne Begleitung oder “einfach so” durchführen. Warum? Weil ich der Überzeugung bin, dass es hierdurch zu Frustration und ständigen abgebrochenen Versuchen kommen kann. Bei Kindern mit Behinderung sollte das Toilettentraining sorgfältig geplant und vorbereitet werden. Eltern sollten sich bewusst sein, dass insbesondere zu Beginn eine überaus intensive Betreuung nötig sein wird und es beim Kind durchaus auch zu Verweigerung kommen kann. Und insbesondere bei Verweigerung ist es wichtig, nicht mit Zwang, Druck oder Gegenwehr zu reagieren.
Das Trockenwerden ist, wie ich so schön sage, immer eine Frage des Duechhaltens.
Wie kann man das Trockenwerden vorbereiten?
Es lohnt sich auf jeden Fall Bücher zu lesen oder sogar ein Programm zu durchlaufen. Ich habe in meinen Beratungen allerdings festgestellt (genauso wie die Familien), dass es zu dem Thema Toilettentraining bei Kindern mit Behinderung wenig (empfehlenswerte) Bücher, Videos oder Sonstiges gibt. Deshalb habe ich den online Kurs erstellt, welcher alle Bücher, die ich gewälzt habe und meine gesammelten Erfahrungen über die Jahre hinweg beinhaltet. Das Programm berücksichtigt nicht nur motorische oder geistige Behinderungen, sondern auch Aspekte wie Schlafstörungen, herausforderndes Verhalten, Kommunikationsschwierigkeiten, uvm.
Meine Begleitung durch euer Toilettentraining
Wenn ihr euch dazu entschlossen habt, ein Toilettentraining mit eurem Kind mit Behinderung anzugehen, dann stöbert gerne durch meinen online Kurs, der euch hierbei unterstützen kann! Außerdem steht euch hier eine kostenlose Datei mit 15 gratis Tipps für ein Toilettentraining zur Verfügung! Hierfür einfach auf der Webseite nachschauen!